Was ist eigentlich „Medium“ ?

Hat das etwas zu tun mit „den Medien“,
wie Fernsehen, Presse usw. ?

von Wolfgang Hock

Bei zweidimensionalen Bildern stehen wir eigentlich immer vor einem Dilemma:

Auf der einen Seite die Wirklichkeit mit ihren drei Dimensionen (Länge, Breite, Tiefe) - auf der anderen Seite das Bild mit seinen zwei Dimensionen (Länge und Breite, ohne Tiefe).

Wir können also die Wirklichkeit nicht kopieren in einem zweidimensionalen Bild, wir können nur versuchen, etwas ‚Entsprechendes‘ zu schaffen, zu kreieren, was die Dreidimensionalität (den Raum) nachahmt, vortäuscht.

Deshalb wird das zweidimensionale Bild immer automatisch anders sein als die Wirklichkeit, auch wenn wir uns noch so bemühen und alle Details bis ins Kleinste versuchen nachzumachen.

Deshalb ist der sog. „Naturalismus“ in der Malerei unmöglich, deshalb gibt es keine ‚objektive‘ Dokumentarfotografie, deshalb ist auch die höchste digitale Auflösung einer fotografischen Abbildung immer anders als die Wirklichkeit selbst. Aber weil uns die jeweilige technische Neuerung noch nicht gewohnt ist, meinen wir, ein ‚wirkliches‘ Abbild oder besser die Realität selbst vor uns zu haben. Genau so ist es auch mit der 3-D-Fotografie, um ein aktuelles Beispiel zu nennen.

Das Medium ist die Übersetzung in eine andere zweidimensionale Bildwirklichkeit, die anders ist in Material (z.B. Ölfarbe auf Leinwand, Tusche auf Papier, digitaler Inkjet-Druck usw.), Raumdarstellung und ‚Bildsprache‘ (=formale Gestaltung wie Farbigkeit, hartkantig oder eher verschwommen unscharf, malerisch oder linear, eher proportional oder deformiert usw.). Durch diese Übersetzung wird der Inhalt des Bildes verwandelt, durch den menschlichen Geist geformt, egal ob mechanisch oder per Hand.

Es ist ein Fehler anzunehmen, etwas sei nur dann geistig geformt, wenn es ohne technische Apparate und Hilfsmittel entstanden ist. Umgekehrt ist es auch ein Fehler, anzunehmen, dass durch Handarbeit (Kunst-Handwerk etc.) automatisch etwas ‚Persönliches‘ entstehen würde.

Immer kommt zuerst die formale Gestaltung, dann erst der Inhalt (Motiv, Symbol, begriffliche Bedeutung usw.).

Wenn man Bilder herstellt nach vorherbestimmten begrifflichen Bedeutungen und Kategorien (z.B. bereits vorhandenen Stilbegriffen wie Surrealismus oder Impressionismus usw.), dann kommt man bestenfalls zu mittelmäßigen Illustrationen.

Alles eigentlich sehr einfache, aber grundlegende Dinge, über die fast nie nachgedacht wird, die uns aber zu einem grundlegend anderem Weltverständis führen als dem, das wir täglich vermittelt bekommen.

 

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